Leder-Spezial Teil 1: Lederarten

Leder ist ein vielseitiges Material, dass eine breite Verwendung in jeglichen Lebensbereichen gefunden hat. So wird es nicht nur für Accessoires, Kleidung und Schuhe verwendet, sondern auch für Möbel oder in Fahrzeugen. Dabei wird aber keineswegs immer das gleiche Leder verarbeitet. Je nach Strapazierfähigkeit und Optik wird individuell entschieden, welches Leder für welche Verwendung das Richtige ist. Wir möchten Euch heute einige ausgewählte Lederarten vorstellen, die häufig nicht ganz richtig interpretiert beziehungsweise gekannt werden. Denn wer hat sich nicht schon einmal gefragt, ob nun Veloursleder oder Wildleder der richtige Ausdruck ist oder was Saffiano-Leder sein soll.

 

Was ist Glattleder?

Das Glattleder fasst alle Ledersorten zusammen, bei denen die obere Hautseite, also die "Narbenseite", verwendet wird. Dabei ist die Oberfläche, wie es der Name Glattleder eigentlich vermuten lässt, aber alles andere als aalglatt. Die Hautoberseite bekommt durch Poren, Narben und andere Feinheiten ihre typische Struktur. Glattleder kann entweder oberflächengefärbt oder offenporig verarbeitet werden. Nach der Veredelung durch Beschichten, Prägen, Lackieren usw. erhält das Leder ein immer unterschiedliches Erscheinungsbild.

Bild Glattleder Detail

Was ist Anilinleder?

Das Anilinleder ist ein offenporiges Glattleder, welches ungefärbt oder im Bad mit löslichen, transparenten Farbstoffen behandelt wurde. Beim Anilinleder lässt sich die natürliche Beschaffenheit der Tierhaut deutlich erkennen. Durch die nicht vorhandene Pigmentierung fühlt es sich sehr weich und warm an. Im Allgemeinen gilt Anilinleder als sehr wertvoll und teuer. Ist das Anilinleder mit gar keinem Schutz versehen, wird es auch als Rein-Anilin bezeichnet. Neben dem Reinanilinleder gibt es auch das Semianilinleder, welches eine geringe Pigmentschicht aufweist, das Porenbild aber noch deutlich zu erkennen ist. Sehr weiche Anilinleder werden wiederum als Nappaleder bezeichnet.

Bild Anilinleder Detail

Was ist Nappaleder?

Nappaleder gehört also, wie eben bereits genannt, zu den Anilinledern und somit zu den offenporigen Glattledern. Das Nappaleder ist der allgemeingültige Begriff für sehr weiche Lederarten. Allerdings verwenden ihn Hersteller heutzutage auch gern dafür, um eine hohe Lederqualität und Weichheit des verarbeiteten Leders darzustellen. Es ist jedoch nicht klar und deutlich definiert, dass Nappaleder stets eine hohe Qualität aufweist, und dementsprechend solltet Ihr nicht unbedingt auf derartige Aussagen vertrauen.

Was ist Lackleder?

Lackleder sind hochglänzende Glattleder. Um dem Leder die Hochglanzoptik zu verleihen, wird es mit einer Kunststoffschicht lackiert oder mit einer stark glänzenden Folie überzogen. Heutzutage wird Lackleder häufiger verwendet. Früher wurde es höchstens für besondere Anlässe getragen, wodurch es lange hielt. Das Lackleder ist nämlich ziemlich empfindlich. Jeder Kratzer und jede Abschabung ist sofort sichtbar. Durch die tägliche Nutzung wird bei diesem Leder ein Verschleiß viel schneller sichtbar, als bei weichen und matten Lederarten. Zudem nehmen Lackleder schnell andere Farbe auf. Lagert Eure Lackleder-Taschen oder -Schuhe also nicht in Stoffbeuteln, Plastiktüten oder im direkten Kontakt mit anderen Lederwaren.

Bild Lackleder Detail

 

Was ist Rauleder?

Rauleder ist das Gegenstück zu Glattleder und umfasst Leder mit einer samtigen Oberfläche. Dieser Effekt wird durch ein Anschleifen der Oberfläche erzielt. Das Leder erhält so die weiche Griffigkeit und die schöne Struktur. Nach dem Anschliff ist ein Auftragen von Farbe jedoch ausgeschlossen, da die aufgerauten Fasern dann verkleben würden. Typisch für Rauleder ist auch der sogenannte Schreibeffekt. Das heißt, das Leder bekommt eine andere Optik, je nachdem in welche Streichrichtung man herüber streicht. Durch die verschiedenen Streichrichtungen legen sich die Fasern anders hin und das Rauleder wirkt ganz anders.

Bild Rauleder Detail

Was ist Nubukleder?

Als Nubukleder wird Leder bezeichnet, dass auf der Narbenseite leicht angeschliffen wurde. Dabei hat Nubukleder im Vergleich zum Veloursleder eine deutlich feinere Struktur. Die samtige Oberfläche lässt das Leder auch viel wärmer wirken. Glattleder, jeder kennt es, ist beim Berühren immer sehr kühl. Allerdings ist Nubukleder viel empfindlicher gegenüber Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung, es bekommt also recht schnell Flecken und bleicht aus.

Bild Nubukleder Detail

Was ist Veloursleder?

Zum Veloursleder gehören zwei verschiedene Ledersorten. Zum einen wird Leder, welches nach unten weg gespalten und beidseitig eine raue Oberfläche hat, als Veloursleder bezeichnet. Und zum anderen die nach oben verarbeitete, unbeschichtete Lederhautrückseite. Vergleicht man das Veloursleder mit Nubukleder lässt sich ein grober Unterschied in Bezug auf die Struktur feststellen. Die Fasern beim Veloursleder sind viel stärker angeraut und geben daher ein viel rustikaleres Bild ab. Dadurch ist das Veloursleder aber auch viel atmungsaktiver und wird daher gern für Handschuhe oder Schuhe verwendet.

Bild Veloursleder Detail

Was ist Wildleder?

Als Wildleder wird im Grunde jenes Leder bezeichnet, welches von wildlebenden Tieren stammt. Charakteristisch für diese Ledersorte sind viele Unebenheiten auf dem Leder, die durch das Leben in der freien Wildbahn wiederum ganz natürlich sind, da Verletzungen und Insektenstiche häufiger vorkommen. Echtes Wildleder ist zudem vergleichsweise selten, da deutlich weniger Wildtiere als Rinder, Ziegen und Lämmer geschlachtet werden. Umgangssprachlich wird aber nicht nur Leder von wilden Tieren als Wildleder bezeichnet, sondern alle Arten von Rauleder. Besonders bei Kleidungsstücken und Accessoires wird die Bezeichnung verwendet. Wer also sicher gehen will, ob es sich wirklich um Leder von wildlebenden Tieren handelt, muss dies immer erfragen.

Spezielle Lederarten

Was ist Eco Leder?

Unter Eco-Leder wird Leder aus nachhaltiger Produktion bezeichnet. Allerdings ist Eco-Leder kein offizieller Begriff und dementsprechend nicht geschützt. Nachhaltige Produktion heißt in diesem Zusammenhang oft:

  • dass während des Gerbens weniger umweltgefährdende Mittel (bspw. Lösungsmittel) verwendet werden
  • dass mit Energie und Rohstoffen sparsamer umgegangen wird
  • dass sichere und faire Arbeitsbedingungen herrschen
  • und dass am Ende ein hochwertiges, biologisch abbaubares Endprodukt entstanden ist.
Das umweltfreundliche Leder ist jedoch recht empfindlich und zeigt schnell Gebrauchsspuren. Daher ist eine intensive Pflege zu empfehlen. Weitere Infos zum Thema Lederpflege folgen übrigens in unserem Leder-Spezial Teil 3.

Was ist Saffianleder?

Saffianleder ist ein marokkanisches Ziegenleder, welches nach der Stadt Safi (Marokko) benannt ist. Neben der Bezeichnung Saffianleder wird auch Maroquinleder oder Marokkoleder verwendet. Das Saffianleder ist sehr fein und weich und wurde dementsprechend nur für ausgewählte Produkte, wie edle Schuhe oder Buchbindungen, verwendet.

Was ist Saffianoleder?

Bei Saffiano-Leder ist die Erklärung nicht ganz so einfach. Denn Saffianoleder ist mehr oder weniger eine Erfindung einer Modemarke. Dabei geht es weniger um eine spezielle Lederart, sondern um eine bestimmte Prägetechnik. Das Modelabel Prada erfand diese spezielle Prägung, welche nun aber auch von vielen anderen Marken verwendet wird. Für Saffiano-Leder ist eine leicht schraffierte Oberfläche charakteristisch.

Bild Saffianoleder Detail