Leder-Spezial Teil 3 - Lederpflege
Leder ist in vielen Bereichen unseres Lebens ein gern gesehenes Material. Doch anders als bei unseren Klamotten können wir Leder nicht einfach in die Waschmaschine schmeißen. Aber auch Leder braucht Pflege, und zwar unbedingt. Jedenfalls wer lange Freude an seinem Lederschuh, Ledergürtel oder seiner Ledertasche haben möchte, sollte sich regelmäßig dazu bewegen, das Leder zu reinigen und zu pflegen. Verfärbungen, Schmutz und Abnutzung setzen dem Leder nämlich von Tag zu Tag zu und machen es nicht ansehnlicher. Heute wollen wir Euch einige Tipps und Ratschläge mit auf den Weg geben, welches Leder, welche Pflege benötigt und was diese mit dem Leder macht. Und vielleicht gibt es ja auch ein altbekanntes Hausmittelchen, das wahre Wunder bewirkt.
Leder pflegen - aber wie?
Für die Lederpflege gibt es zigtausend Produkte. Da den Überblick zu behalten, ist mehr als kompliziert. Vor allem weil jedes Leder eine andere Pflege benötigt. Es gibt also für Rauleder andere Pflegemittel als für Glattleder, als für Lackleder usw. Das hängt im Grunde mit den unterschiedlichen Herstellungsverfahren, Verarbeitungsprozessen und im Endeffekt sogar mit der Verwendung zusammen. Einige Lederarten brauchen für den Erhalt der Geschmeidigkeit eine Rückfettung, andere einen UV-Schutz, um Ausbleichen zu verhindern, wieder andere Reibungsminderer gegen den Verschleiß und zum Schutz vor Feuchtigkeit noch eine Imprägnierung. Die vielen verschiedenen Pflegeansprüche erklären natürlich die Vielzahl an Pflegeprodukten, macht die Lederpflege allerdings auch nicht einfacher. Damit Ihr einen etwas besseren Überblick bekommt, welches Leder, wie gepflegt werden sollte, wollen wir Euch nun zu den Haupt-Lederarten aufklären. Welche Lederarten es gibt, könnt Ihr Euch noch einmal im Leder-Spezial Teil 1 anschauen.
Rauleder-Pflege
Rauleder ist ein sehr empfindliches Leder. Feuchtigkeit zieht schnell ein und nach einiger Zeit wird das Leder speckig und damit nicht mehr sonderlich ansehnlich. Nassreiniger, die bei anderen Lederarten gern verwendet werden, sind hier wenig effektiv, da die Nässe zu schnell aufgenommen wird und oft schlimme Flecken hinterlässt. Das Leder sieht nach der Behandlung mit Nassreinigern meist schlimmer aus als vorher.
Dennoch gibt es auch spezielle, sogar flüssige Pflegeprodukte für Nubuk- und Veloursleder. So wird das Leder durch flüssiges Imprägniermittel vor Verschmutzungen und hässlichen Wasserflecken geschützt. Das Imprägniermittel könnt Ihr einfach mit einem Tuch auftragen, natürlich nicht in zu großen Mengen, um ein Einziehen der Flüssigkeitsreste zu vermeiden. Imprägniermittel gibt es zudem als Spray, falls Ihr die Handhabung einfacher findet. Das Imprägnieren sollte regelmäßig erfolgen und vor allem auch vor Benutzung der Tasche oder der Schuhe, denn nur so lassen sich Flecken vorbeugen.
Des Weiteren werden Messingbürsten als Rauleder-Pflege genutzt. Sie reinigen das Leder und rauen es wieder an, sodass es aussieht wie neu. Ähnlich ist es auch mit Schleifpads. Sie säubern speckige Stellen, also Stellen, die aufgrund von Fett und Schmutz etwas glänzen.
Auch das Fettlöser-Spray bindet Fettflecken ab. Am besten funktioniert es allerdings bei frischen Fett- oder Ölflecken. Je länger das Fett einziehen konnte, desto schwieriger ist es, zu entfernen. Handelt also lieber früher als zu spät. Als ein weiteres Pflegemittel kann das Reinigungsgummi genannt werden. Es funktioniert im Grunde wie ein Radiergummi und entfernt ebenfalls Verschmutzungen aus dem Leder.
Glattleder-Pflege
Für die Glattleder-Pflege habt Ihr die vielfältigsten Möglichkeiten im Vergleich zu den anderen beiden Ledersorten. Pigmentiertes Glattleder, also gefärbtes Leder ohne noch offene Poren, ist auch deutlich unempfindlicher gegenüber Flecken und Feuchtigkeit. Trotzdem solltet Ihr Eure Ledertasche oder Euren Ledergürtel vorab imprägnieren, um einen noch besseren Schutz zu gewährleisten. Für die Glattleder-Reinigung bieten sich Reinigungsgummis an. Einfach über den zu entfernenden Fleck reiben, aber bitte nicht zu kräftig drücken, da ansonsten der Fleck stärker eingerieben werden kann. Ebenfalls zur Reinigung können Schmutzbürsten genutzt werden. Diese sind bei sehr weichem Oberleder allerdings nicht zu empfehlen, da sie das Leder leicht beschädigen können.
Die vielen anderen Pflegemittel dienen meist dazu, das Leder nachzufetten, also weich und geschmeidig zu halten und einem Austrocknen vorzubeugen.
Das Lederfett wird häufig für Schuhe genutzt, kann aber auch für andere Glattleder verwendet werden. Da Lederfett sehr stark rückfettend ist, sollte es sparsam aufgetragen und überschüssiges Fett mit einem Tuch entfernt werden. Ansonsten wird die Atmungsaktivität des Leders beeinträchtigt und es können Fettflecken entstehen.
Lederöl ist für altes, trockenes Leder sehr gut geeignet. Es lässt sich sehr leicht auftragen und dringt gut ins Leder ein. Es ist auf gar keinen Fall bei Anilin- und Rauleder zu verwenden, da die Poren das Öl aufnehmen und zu Flecken führen.
Pflegemilch und Emulsionscreme sind leicht aufzutragen, dringen gut ins Leder ein und frischen auch die Farbe wieder auf. Besonders für gelochtes und geflochtenes Leder oder auch große Flächen, wie beispielsweise bei Möbeln, wird Pflegemilch gern verwendet.
Die Hartwachspaste ist im Grunde die klassische Schuhcreme. Sie macht das Leder geschmeidig und das Hartwachs verleiht einen schönen Glanz sowie einen Schutz vor Feuchtigkeit.
Vor Abfärbungen von Kleidungsstücken oder anderen Kontaktpunkten auf hellem Leder gibt es zudem eine Leder-Versiegelung. Die Versiegelung verhindert, dass die Abfärbung zu tief ins Leder einzieht. Vor der Versiegelung ist das Leder aber unbedingt zu reinigen.
Bitte beachtet aber, dass diese Pflegemittel wirklich nur für pigmentiertes Leder geeignet sind und NICHT für offenporiges. Verwendet Ihr diese Produkte bei offenporigem Leder riskiert Ihr schlimme Flecken, die dann, wenn überhaupt noch, vom Fachmann entfernt werden können.
Anilinleder-Pflege
Das Anilinleder gehört zwar zu den Glattledern, ist aber durch seine Offenporigkeit sehr empfindlich. Eingezogene Flecken lassen sich meist nur noch durch Fachbetrieb entfernen. Daher ist bei der Anilinleder-Pflege Prävention sehr wichtig.
Auch hier ist das Imprägnierspray eines der wichtigsten Mittel zum Schutz und Erhalt von lang anhaltender Schönheit. Des Weiteren kann auch spezielle Creme oder Pflegemilch für die Lederpflege genutzt werden. Sie sorgen für eine gewisse Weichheit und Geschmeidigkeit und frischen das Leder etwas auf, gleichen also Gebrauchsspuren und Aufhellungen aus. Cremes und Pflegemilch sind allerdings meist nur bei feinporigen Anilinledern zu empfehlen. Um herauszufinden, ob Euer Leder feinporig ist, könnt Ihr einen Porentest durchführen. Aber bitte an einer dezenteren Stelle und nicht mit Unmengen an Flüssigkeit. Ihr tropft einen Tropfen Wasser auf das Leder, dringt der Wassertropfen sofort ins Leder ein, ist es sehr offenporig. Dringt der Tropfen erst mithilfe von Verreiben ein, ist das Leder feinporiger.
Lederpflege: Hausmittel als Geheimtipp?
Für jegliche Situation im Leben oder auch Krankheit gibt es mindestens ein Hausmittelchen und so gibt es auch für die Lederpflege Hausmittel. Unparfümierte Bodylotion ist zum Beispiel eines dieser Hausmittel zum Lederpflegen. Die Bodylotion wird im Grunde wie Pflegemilch aufgetragen und soll auch das Leder weich halten. Die Bodylotion also einfach mit einem weichen Lappen dünn auf dem Leder verreiben, kurz einwirken lassen und mit einem Tuch nachpolieren. Bodylotion sollte ebenfalls nur bei Glattleder verwendet werden, da auch Bodylotion Flecken hinterlassen kann. Auch Vollmilch gilt als Geheimtipp bei Hausmittel-Fans. Sie wird genauso aufgetragen wie Bodylotion und wirkt ebenfalls rückfettend. Olivenöl und Rizinusöl haben den gleichen Effekt wie Lederöl. Ihr solltet in jedem Fall nur hochwertige Öle nutzen und darauf achten, dass Ihr nur ganz wenig Öl verwendet, da schnell Ölflecken entstehen können. Auch die Bananenschale wird als effektives Hausmittel gehandelt. Das Leder soll hier mit der Innenseite eingerieben werden und das Leder wieder schön zum Glänzen bringen.
Über die Effektivität dieser Hausmittel lässt sich sicher streiten, und ob es nicht langfristig eher zur Schädigung führt, ist natürlich auch schwer zu sagen. Euch ist es auf jeden Fall selber überlassen, ob Ihr diese Lederpflege-Hausmittel ausprobiert oder lieber nicht. Das Risiko liegt dabei natürlich, wie auch bei der eigenständigen Verwendung der anderen Pflegemittel, bei Euch.
Wenn Ihr Euch also unsicher seid, sei es bei den Hausmitteln oder bei den normalen Pflegeprodukten, sucht lieber einen Lederspezialisten auf. Der kann Euch sicher sagen, was für Euer Lederprodukt die beste Pflege ist oder übernimmt die Pflege womöglich auch für Euch.
Lederpflege: Tipps zur richtigen Pflege
Nun haben wir noch einige grundlegende Tipps zur Lederpflege für Euch zusammengestellt, die Ihr in jeden Fall beachten solltet, um nicht am Ende mit einem schlechteren Zustand Eures Lederlieblings dazustehen als vorher.
- Vor der Pflege immer erst einmal prüfen, ob das Leder absorbierend ist oder nicht (zum Beispiel mithilfe des oben genannten Porentests).
- Das Pflegeprodukt immer zuerst an verdeckten Stellen testen.
- Das verschmutzte Leder vor der Pflege immer erst reinigen.
- Das Leder immer von alleine trocknen lassen, nicht föhnen oder direkter Sonne aussetzen.
- Flecken nicht durch starkes Reiben oder starke Lösungsmittel versuchen zu entfernen.
- Verfärbungen, beispielsweise durch Jeans, immer gleich reinigen, um das Einziehen der Farbstoffe zu vermeiden.
- Eine regelmäßige Reinigung und Pflege beugt starken Schäden und unschönem Verschleiß vor und hält das Leder lange frisch und schön.
Wir hoffen, Ihr habt jetzt einen guten Überblick über die Lederpflege bekommen. Im Endeffekt solltet Ihr die Pflege immer genau auf das Lederprodukt abstimmen und auch die Hinweise auf der Verpackung des jeweiligen Pflegeprodukts beachten. Und Vorsorge ist auch bei Lederpflege besser als Nachsorge. Denn wenn ein Fleck erst einmal tief ins Leder eingedrungen ist, ist er sehr schwer zu entfernen.