Upcycling – Mehr als nur ein Trend
Lang ist die Zeit vorbei, in der es nur darum ging, die modischen Aspekte der Kleidung auszuschöpfen. Neuerdings sollen die Modelabels auch fair und nachhaltig produzieren. Daraus ist der neue Trend des Upcyclings entstanden, bei dem es darum geht, aus etwas Altem etwas Neues zu erschaffen, das möglichst über dem Wert des vorherigen Stücks liegt. Laut Greenpeace werden allein in Europa rund 50 Millionen Tonnen Textilien einfach weggeworfen. Stoffreste aus Produktionen, Reste vom Zuschnitt, Altkleider und Ausschussware zählen dazu und sind Teil der riesengroßen Verschwendung, für die sich anfangs niemand zu interessieren schien. Neue Kollektionen kommen jedes Jahr in den Verkauf und die Verbraucher sind ständig neuer Mode ausgesetzt, die sie eigentlich gar nicht benötigen. Natürlich sind neue Trends gut und schön, aber nicht auf Kosten der Umwelt und der Verschwendung. Viele neue Labels haben sich gegründet und springen nun auf den Upcycling Trend auf, der aus Altem Neues schafft. Aber nicht nur in der Mode, sondern auch in vielen anderen Bereichen wird aus alt neu gemacht. Der massiven Verschwendung wird so Einhalt geboten und viele Kunden finden dieses Denken gut. Damit Ihr selbst einen Eindruck bekommt, was Upcycling überhaupt ist, stellen wir Euch die Idee dahinter einmal vor. Was Ihr selbst tun könnt, damit nicht so viel verschwendet wird und welche Labels diesem Trend folgen, verraten wir Euch ebenfalls. Lohnt es sich wirklich, riesige Mengen von Textilien wegzuschmeißen und mit PET-Flaschen, die größtenteils im Ozean treiben, immer mehr Müll zu machen? Wir finden nein und so ist Upcycling eine super Idee, um dem Ganzen entgegenzuwirken.
Ein zweites Leben einhauchen
Doch was ist Upcycling eigentlich genau? Upcycling wird unterteilt in „up“ und „Recycling“ und heißt zu Deutsch so viel wie „nach oben“ und „Wiederverwertung“. Dabei werden scheinbare Abfallprodukte und nutzlose Materialien wieder zu neuwertigen Produkten umgewandelt. Zudem steckt eine Art der Müllvermeidung dahinter.
Die Idee hinter dem Upcycling ist die Wiederverwendung von bereits vorhandenem Material, um die Neuproduktion von Rohmaterialien zu reduzieren. Upcycling bekommt immer größere Bedeutung, denn der Schwund der natürlichen Ressourcen wird immer größer. Zudem ist es für Designer und auch Privatleute eine gute Idee, um Kosten einzusparen. Früher schon wurde in ärmeren Gesellschaften Upcycling betrieben. Alte Autoreifen wurden so zu Sohlen für Flip Flops und aus alten Kerzenresten wurden neuen Kerzen hergestellt. Mittlerweile leben wir in einer Wegwerfgesellschaft, in der ein Großteil keinen Wert auf Langlebigkeit & Nachhaltigkeit legt, sondern nur auf die neuesten Neuheiten. Dieser Vorgang soll mit dem Upcycling nun gestoppt werden. Viele vermeintliche Abfälle erhalten beim Upcycling ein Upgrade, beispielsweise dann, wenn aus alten Plastikflaschen Kleidung wird.
Aus vermeintlichem Müll entstehen neue Dinge
Upcycling zieht immer größere Kreise und so werden viele schöne Produkte mittlerweile aus vermeintlichem Abfall hergestellt. Designer, Architekten und viele mehr haben es sich zur Aufgabe gemacht, unnützen Dingen ein neues Leben einzuhauchen. Dass dahinter eine viel größere Botschaft steht, sollte jedem klar sein. Alle, die mitmachen stehen gegen die Wegwerfgesellschaft und da so viele große Labels mit dabei sind, gibt es mittlerweile auch viele kleine Blogs, in denen gezeigt wird, wie Upcycling eigentlich funktioniert. Jeder kann nämlich seinen Beitrag leisten, um die Welt besser zu gestalten und ganz nebenher kann man sich dabei auch noch kreativ austoben. Wir wollen Euch heute ein paar Beispiele für gute Upcycle-Ideen geben. Teilweise könnt Ihr sie auch zu Hause nachmachen, also viel Spaß dabei.
Garten-Deko aus alten PET-Flaschen
Upcycling - Aus alt wird neu
Es gibt viele gute Beispiele für das Upcycling, also fangen wir jetzt einfach einmal an. Das Label true fruits steht für gesunde Smoothies und bringt seine Smoothies in Glasflaschen auf den Markt. Dass Ihr aus den Glasflaschen sogar noch etwas machen könnt, zeigen die vielen coolen Bilder auf deren Website. Hier werden die Smoothie-Glasflaschen als Lampen, Gewürzregale, Vogelfutterspender oder gar als Spardose benutzt. Ähnlich gut ist auch die Idee von Design Bubbles. Hier dreht sich alles um Champagnerflaschen, denen ein zweites Leben eingehaucht wird. Elegant geht es zu und gearbeitet wird von Hand. Die Kerzen sind vegan, bestehen aus Bio-Sojawachs und der Docht ist aus Baumwolle. Mehrmals im Jahr fährt die Inhaberin nach Frankreich in die Champagne und besucht alle Winzer direkt vor Ort, um die Flaschen abzuholen. Durch ihre Idee wird Müll vermieden und Eure Wohnung noch etwas gemütlicher, eine Win-win-Situation.
Design Bubbles Duftkerze aus einer alten Champagnerflasche
Mode: Fair – Nachhaltig – Einzigartig
Auch in Sachen Kleidung gibt es viele Möglichkeiten, Upcycling zu betreiben. Hier steht der Begriff Upcycling für umweltfreundlich, sozial gerechte Mode. Statt neue Stoffe zu produzieren, werden lieber vorhandene Textilreste aus der Massenproduktion, ausgemusterte Arbeitskleidung oder Altkleider neu verwendet. Dabei wird auf kurze Produktionswege und faire Arbeitsbedingungen geachtet. So schneidert das Berliner Label Aluc exklusive Blusen und Hemden aus industriellen Reststoffen, die bei der Produktion von Webereien in Österreich und der Schweiz anfallen. Da hier vor allem Muster- und Farbproben wiederverwertet werden, sind die Kollektionen limitiert und einzelne Teile werden auch als Unikate angeboten. Produziert wird übrigens direkt vor Ort in Berlin.
Ähnlich geht es auch bei Reet Aus zu, einem jungen Label um die estländische Modedesignerin Reet Aus. Sie schrieb ihre Bachelorarbeit zum Thema Upcycling und ist so auf den Geschmack gekommen. Zusammen mit dem riesengroßen Textilproduzenten Beximco, der unter anderem für Calvin Klein, H&M und Zara produziert, entwickelte sie ein System, das Upmade heißt. Hierbei wird in Massenproduktionen Upcycling Mode hergestellt. Dabei wird schon beim Zuschnitt auf die sinnvolle Wiederverwendung der Reste geachtet. In der eigenen Kollektion gibt es mittlerweile Blusen, Hemden, Kleider, T-Shirts und auch Hosen. Die Kleidungsstücke werden meist aus kleinen Quadraten, Rechtecken und Rauten zusammengesetzt und auf den Etiketten steht zusätzlich, wie viel Wasser, Strom und CO2 bei der Herstellung gespart wurde. Das Design ist lässig und im Alltag tragbar und deswegen wahrscheinlich so stark gefragt.
Eine ähnliche Idee hatten auch die Designer des Wiener Labels MILCH. Sie verwenden ausrangierte Herrenanzüge und Hemden aus den Containern der Altkleidersammlung der Wiener Volkshilfe und erschaffen damit klassische Männeranzüge und hauchen den Hemden ein neues Leben ein. Das Rohmaterial wird in einer sozialen Reinigung und Schneidereien weiterverarbeitet. Zudem gibt es Röcke, Westen, Kleider und Accessoires für sie und ihn. Bewusstes und nachhaltiges Upcycling ist ihnen wichtig. Die Produktionskette berücksichtigt dabei auch ökologische und gesellschaftliche Aspekte.
Auch die großen Labels machen mit
Wer also denkt, dass es bei Upcycling Mode immer noch um den Mauerblümchen-Look und Öko-Tanten geht, der hat sich wahrscheinlich noch nie die neuen Upcycling Labels angeschaut. Neben den neuen, eher kleineren Labels, die sich mit diesem Thema beschäftigen, gibt es aber auch die ganz Großen, die mitmischen und immer mehr Projekte erschaffen, bei denen es um Upcycling und ökologisches Denken geht. Beispielsweise bei dem Projekt „RAW for the Oceans“ von G-Star wird Plastikmüll aus dem Indischen Ozean gefischt und die PET-Flaschen in eine neue Kollektion umgewandelt.
Jeder kann etwas tun & mithelfen, die Welt zu verändern
Was Ihr selbst tun könnt, liegt klar auf der Hand: Upcycling Mode und Interior kaufen und nicht immer nur auf das Neueste setzen. Wer selbst aktiv werden möchte, kann das auch tun, denn es gibt unendlich viele Tutorials und DIY- Ideen, die im Internet kursieren. So werden alte Möbel aufpoliert, Glasflaschen ein neues Leben eingehaucht, aus Stoffresten etwas Neues hergestellt, alte Tonnen zu Möbeln und Autoreifen zu Tischen umfunktioniert, Europaletten zu einem Gemälde, Gabeln zu Kleiderhaken oder auch Tetra Paks zu Taschen. Ihr seht, die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt, das Einzige, was Ihr braucht, ist ein bisschen Fantasie und die bekommt jeder gratis bei der Geburt dazu. Ihr müsst eben nur Euren Grips anstrengen & los geht´s. Vielleicht auch ein guter Vorsatz für´s neue Jahr ;)
Alte Euro-Paletten als Gemälde